Ausflug zum Krefelder Zoo
04.10.2018. „Ich habe mich sehr auf den Tag gefreut“, sagt Marianne Paehlke. Die 97-Jährige sitzt erwartungsvoll in ihrem Rollstuhl in einem Spezialreisebus und wartet gemeinsam mit 17 weiteren Bewohnerinnen und Bewohnern des Gerricusstifts sowie acht Begleiterinnen auf die Abfahrt. Ausflüge stehen regelmäßig auf dem Programm des Gerresheimer Pflege- und Altenheims. An diesem überaus sonnigen Tag Ende September geht die Fahrt nach Krefeld. „Wir haben einen Besuch im Zoo ausgewählt, weil die meisten unserer Bewohner Tiere lieben“, erklärt Nicole Vetten vom Sozialen Dienst des Gerricusstifts. Insbesondere bei Demenzkranken merke sie, dass sie dann viel gesprächiger seien. „Tiere wirken wie ein Magnet.“

Dass jedoch nicht nur Menschen wie magnetisch auf Tiere reagieren, sondern auch umgekehrt – diese Erfahrung macht Hildegard Stemmler bereits beim ersten Gehege im Krefelder Zoo. Ein neugieriger Nandu steckt seinen Kopf durch den stabilen Metallzaun und macht sich mit dem Schnabel an dem Reißverschluss ihrer Jackentasche zu schaffen. Irene Hoppe vom Sozialen Dienst des Gerricusstifts lotst die 73-Jährige mitsamt ihrem Rollator schnell außer Reichweite des großen Laufvogels. „Dem Nandu ist es sogar schon gelungen, Halsketten abzureißen“, berichtet Barbara Illgen vom Freiwilligenteam des Zoos und zeigt auf ein Schild, auf dem in roten Buchstaben „Bitte Abstand halten“ geschrieben steht. Gemeinsam mit ihrer Schwester Ursel Illgen führt sie die 26 Gerresheimer Ausflügler in zwei Gruppen durch das Gelände.

Barbara Illgen weiß jede Menge von den Zootieren zu berichten. Sie erzählt zum Beispiel von einer Paviandame, die eine schwimmende Erdnuss angeln wollte, ins Wasser fiel und daraufhin ihre Scheu vor dem nassen Element verlor. Und von Herrn Simon, einem freundlichen Alpakahengst, welcher Besuchern einen Nasenkuss zu geben pflegte, bis er sich zum eifersüchtigen „Beißer“ entwickelte. Für einige Gerricusstiftbewohner dauern ihre Erzählungen jedoch zu lang. Sie drängen bereits weiter zum Pinguin-Pool, der wegen der Inka-Seeschwalben mit Netzen überspannt ist. Doch hier ist erstmal Geduld gefragt: Bis fünf Rollstühle und zwei Rollatoren nacheinander durch die enge Schleuse bugsiert sind, dauert es eine ganze Weile. Der Zufall will es und die kleine Gruppe kommt gerade zur Fütterungszeit bei den Seelöwen vorbei. Wasser spritzt und Kinder kreischen. Wenn sich die dicken Tiere ins Wasser plumpsen lassen, um einen Fisch zu ergattern, wird es in der ersten Reihe am Geländer ziemlich nass. Für Renate Grimm ist dies der Höhepunkt des Zoobesuchs. Doch weniger wegen der Seelöwen, sondern der Kinder wegen: „Die sind so niedlich anzuschauen“, freut sich die 88-Jährige. Auch Günter Berghahns Aufmerksamkeit richtet sich nicht auf die Wassertiere. Sein Interesse gilt vor allem den Graureihern, die geschickt versuchen, den Seelöwen beim Fressen zuvorzukommen.

Für andere wiederum ist die erst im vergangenen Jahr eröffnete Erdmännchen-Lodge das interessanteste Tiergehege. Das gab es natürlich noch nicht, als Maria Helle in ihrer Kindheit den Zoo besuchte. Die heute 96-Jährige erinnert sich noch daran, wie sie damals hin und wieder mit ihren Eltern, vier Schwestern und sechs Brüdern einen Ausflug nach Krefeld unternahm. Bei Beate Gehl kommen beim Anblick eines gemütlich wiederkauendenden Trampeltiers ebenfalls Erinnerungen hoch: „Unsere Mutter ermahnte uns immer, dass wir die Holztreppe nicht wie die Trampeltiere herunterlaufen sollten.“

Nach einer guten Stunde Zooführung sind fast alle Gerricusstiftbewohner einigermaßen erschöpft. Marianne Catterfeld bringt es auf den Punkt: „Jetzt freue ich mich auf eine schöne Tasse Kaffee.“ Wie gut, dass auf der sonnigen Terrasse des Grotenburgschlösschen schon Kuchen und heiße Getränke bereit stehen.

Text und Fotos: Angelika Fröhling