22.5.17 – Fitnesstraining

Fitnesstraining auch im hohen Alter.

Gabriele Schröder (r.) vom Gerresheimer Turnverein leitet jeden Montag das Fitnesstraining im Gerricusstift. (Foto: Anja Schmitz)

22.05.2017 Übungsleiterin Gabriele Schröder muss die beiden Herren, die gemeinsam mit 15 Damen im Clubraum des Pflege- und Altenheims Gerricusstift im Kreis sitzen, nicht lange überreden. Bereitwillig lassen sich Günter Berghahn (87 Jahre) und Helmut Palm (76 Jahre) Gewichtsmanschetten um die Handgelenke binden, damit die Sitzgymnastik noch intensiver wirkt. Und dann geht es auch schon los. Begleitet erst von Volksmusik und dann von brasilianischen Rhythmen werden die Bewohnerinnen und Bewohner des Gerricusstifts angeregt, ihre Arme, Schultern, Rumpf, Beine und Füße zu bewegen.

Günter Berghahn bekommt Gewichtsmannschetten angelegt. (Foto: Anja Schmitz)

Dabei kommt keine Langeweile auf: Im Laufe des einstündigen Trainings verteilt Gabriele Schröder bunte Wischtücher, Brasils (ovale, mit Sand gefüllte Gummigewichte mit einer genoppten Oberfläche) und Rumba-Rasseln. In der sich anschließenden, zweiten Gymnastikstunde für Senioren, die allen Mitgliedern des Gerresheimer Turnvereins offen steht, bringt die Trainerin an diesem Tag Bälle und Holzstangen zum Einsatz. 

Der Landessportbund NRW ist sehr zufrieden, wie es in Düsseldorf-Gerresheim läuft. Das Pflege- und Altenheim Gerricusstift und der Gerresheimer Turnverein 1883 e.V. sind einer von 35 Kooperationspartnern, die das Modellprojekt „Bewegende Alteneinrichtungen und Pflegedienste“ aus dem Programm „Bewegt älter werden in NRW“ des Landessportbundes vorbildlich umsetzen. Dabei profitieren beide Seiten: das Altenheim stellt den Raum zur Verfügung und erhält dafür eine kostenlose Sportstunde für die Bewohnerinnen und Bewohner. Der Turnverein wiederum kann eine Sportstätte nutzen, die für Senioren barrierefrei und gut erreichbar ist – ein großer Vorteil in einer Stadt, deren Hallensituation seit Jahren angespannt ist.

Mit „Brasils“ und südamerikanischer Musik lässt sich leicht die Hand- und Armmuskulatur trainieren. (Foto: Angelika Fröhling)

„Wir möchten bewegungsfreundliche Alteneinrichtungen fördern“, erklärt Marcel Ernst vom Landessportbund NRW. Ziel sei es, dass die Zahl der teilnehmenden Einrichtungen von derzeit 35 bis zum Ende des Projekts im Jahr 2019 auf insgesamt 100 ansteigt. Als „Anschubförderung“ stellt der Landessportbund den Vereinen jeweils 1.000 Euro zur Verfügung, die diese dann für Materialien und Übungsleiterhonorar einsetzen können. Gabriela Jaik, Geschäftsführerin des Gerresheimer Turnvereins, freut sich zwar über die Finanzspritze, doch sei dies gar nicht der ausschlaggebende Grund gewesen, an dem Programm des Landessportbundes teilzunehmen: „Wir platzieren seit Jahren Sportangebote an Orten, wo ältere Menschen leben und unsere Mitglieder gut hinkommen können.“

Tatsächlich arbeiten das Pflege- und Altenheim Gerricusstift und der Gerresheimer Turnverein schon seit 13 Jahren gut zusammen – mit einer Unterbrechung während des umfangreichen Umbaus des Gerricusstifts. „Wir wollen die Beweglichkeit unserer Bewohner fördern und sehen das Angebot des Turnvereins als optimale Ergänzung zu unseren übrigen Bewegungsangeboten wie beispielsweise unser wöchentliches Balancetraining“, sagt Remy Reuter, der Leiter des Gerricusstifts. In seiner Einrichtung werden die Mitarbeiter individuell geschult, um möglichst viel Bewegung in den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner zu integrieren. Da viele Bewohner einer Generation angehörten, die hart gearbeitet, aber keinen Sport nach unserem heutigen Verständnis getrieben habe, werden sie von den Mitarbeitern zu kleineren Bewegungen zum Beispiel schon morgens beim Aufstehen angeregt, ohne dass dies „Turnstunde“ genannt würde, so Remy Reuter.

(Foto: Marcel Ernst)

„Allein mit Stuhlgymnastik kann man auf Dauer keinen Senior vom Sofa herunter locker“, weiß auch Axel Scherschel vom Stadtsportbund Düsseldorf, der gemeinsam mit dem Landessportbund die „Netzwerkpartnerschaften“ zwischen einem Altenheim oder Pflegedienst und einem Sportverein fördert. Dabei ist Fitnesstraining keine Frage des Alters: Auch wer im Rollstuhl sitzt oder einen Rollator benutzt, kann seine Bewegungsfähigkeit steigern. Übungsleiterin Gabriele Schröder bekräftigt, dass sich viele Teilnehmer schon im Anschluss an die Gymnastikstunde besser bewegen könnten und sich entsprechend wohler fühlten. „Eine Teilnehmerin erzählte mir, dass sie durch das Training wieder Treppen steigen könne“, so Schröder. Das sei eine schöne Bestätigung ihrer Arbeit.