12.5.16 – Auf Erinnerungstour durch Düsseldorf

Auf Erinnerungstour durch Düsseldorf

12.05.2016. Die Freude ist groß, als sich 21 Bewohnerinnen und Bewohner des Pflege- und Altenheims Gerricusstift in Düsseldorf-Gerresheim zwischen 56 und 95 Jahren sowie zehn Begleitpersonen an einem sonnigen und warmen Frühlingstag mit einem speziellen Rollstuhlbus einen Ausflug unternehmen. „Wir wollen die Bewohnerinnen und Bewohner mit auf eine kleine Erinnerungstour durch Düsseldorf nehmen und ihnen altbekannte, aber auch neue Einblicke in die Stadt geben“, erklärt Nicole Vetten vom Sozialen Dienst des Gerricusstifts und denkt zum Beispiel an den Anblick des Hofgartens, der seit Sturm Ela deutlich weniger Bäume hat.

Vor der Stadtrundfahrt: Die Rollstuhlfahrer warten geduldig auf den Hublift, der sie bis zur oberen Spezial-Bustür hebt.

„Ich freue mich sehr, mal wieder etwas anderes zu sehen“, sagt Bewohnerin Ursula Jetschmann. Die Rollstuhlfahrerin stammt aus Pommern, lebt aber schon seit 40 Jahren in Gerresheim. Michael Vetten, Gästeführer der Stadt Düsseldorf umreißt die von ihm geplante Route und steigt dann sofort in seine unterhaltsamen Ausführungen über Geschichte und Gegenwart in der Landeshauptstadt ein.

Der Ausflugbus fährt über die Benderstraße, Gerresheims bekannte Einkaufstraße, und die 89-jährige Marianne Krischel erkennt ihr früheres Wohnhaus. Mit trauriger Stimme erzählt sie, dass sie dort vor zwei Jahren ausziehen musste, weil sie die acht Stufen zu ihrer Wohnung nicht mehr herunterkam und oft stürzte. Doch schon bald darauf hellt sich ihre Stimmung wieder auf: „Herrlich, dass ich das alles nochmal sehen kann!“

Auf dem Burgplatz wird es eng und der Fahrer muss den Bus zentimetergenau wenden.

Als es am Neubaugebiet auf dem ehemaligen Gelände der Reitzensteinkaserne in Mörsenbroich vorbeigeht, erzählt Stadtführer Vetten, selbst gebürtiger Düsseldorfer, dass er in dieser Kaserne gemustert wurde. Marianne Krischel nickt. Auch ihr verstorbener Mann, mit dem sie 64 Jahre lang verheiratet war, musste einst dort antreten. Und erneut wird sie an ihren Mann erinnert: Nachdem Michael Vetten gerade die Geschichte zum Besten gegeben hat, wie der Kräuterlikör „Killepitsch“ zu seinem Namen kam und dass das Düsseldorfer Bier „Alt“ genannt wird, weil es nach alter Tradition gebraut wird, fällt Marianne Krischel beim Stichwort Brauhaus Uerige ein: „Am Wochenende saßen wir dort oft in der 1. Etage, haben etwas gegessen, und mein Mann hat Bier und Killepitsch getrunken.“

Die Fahrt über die Nordbrücke bietet einen schönen Ausblick auf Düsseldorfs Uferpromenade.

Gleich zweimal bietet sich den Bewohnerinnen und Bewohnern des Gerricusstifts aus dem Busfenster heraus ein herrlicher Ausblick auf Düsseldorfs Altstadt, einmal bei der Fahrt über die Nordbrücke und – nach kurzer Tour durch Oberkassel – auf dem „Rückweg“ über die Rheinkniebrücke. Doch erst als der Busfahrer in die Königsallee einbiegt, recken die älteren Damen und Herren neugierig die Hälse und fangen an zu tuscheln. Als der Bus auf der Mühlenstraße Richtung Burgplatz fährt, ruft der 83jährige Josef Nolte beim Haus mit der Nr. 7 aus: „Da ist mein Geburtshaus.“

Gute Laune im Bus: Schönes Wetter, tolle Aussichten auf Düsseldorf und interessante Geschichten von Stadtführer Michael Vetten.

Nach der etwa eineinhalbstündigen Stadtrundfahrt, die das Gerricusstift dank der finanziellen Unterstützung der Gemeinnützigen Stiftung der Eheleute Theodor P. Scheurenberg unternehmen kann, ist das Ziel des Ausflugs erreicht: Das Bauerncafé in „Kappes-Hamm“. Wie Michael Vetten berichtet, geht der Spitzname dieses ländlich geprägten Stadtteils auf die Zeit zurück, als auf den Feldern ringsum, vorwiegend „Kappes“ (Kohl) angebaut wurde.

Es schmeckt: Die Torten des Bauerncafés in Hamm sind alle selbstgebacken.

Für Helga Korfkamp ist Hamm eine Art Heimspiel, denn sie ist dort geboren und aufgewachsen. „Wir haben das Gemüse immer direkt vom Feld gekauft, weil es dann billiger war“, erinnert sich die heute 86Jährige. Ihr Großvater und ihr Vater sowie alle Bauern und selbst die Lehrer hätten damals ausschließlich Düsseldorfer Platt gesprochen. Auch der 69-jährige Gästeführer Vetten ist auf einem Gemüsehof in Hamm groß geworden und entsinnt sich noch, wie sein Großvater und er samt Pferdekutsche mit der Fähre übersetzten, um zu den Felder auf der anderen Rheinseite zu gelangen.

„Da haben wir immer gebadet“, ruft einer der Ausflügler als der Bus auf der Rückfahrt ganz nah am Rheinufer entlangfährt.

Über Oberbilk („Der Stadtteil war damals sehr verrufen, weshalb wir da nicht alleine hingehen durften“, so Helga Korfkamp) und den für viele Ausflugsteilnehmer noch unbekannten Stadtteil Grafental ging es im Feierabendverkehr langsam zurück zum Gerresheimer Gerricusstift. „Das war heute ein richtiges Erlebnis“, sagt Bewohnerin Felicitas Fierlings. Und über das ganze Gesicht strahlend fügt die gebürtige Salzburgerin hinzu: „Wir haben so viel Schönes vor der Haustür

Text und Fotos: Angelika Fröhling