04.04.20 Interview mit Einrichtungsleiter Remy Reuter

04.04.20 Interview mit Einrichtungsleiter Remy Reuter

„Ein Schwätzchen vom Balkon geht immer“

Das Gerricusstift zählt wie alle Pflege- und Altenheime zurzeit zu den besonders gefährdeten Einrichtungen. Wir haben dem Leiter des Gerricusstifts, Remy Reuter, einige Fragen zur aktuellen Lage und den Plänen für Ostern gestellt.

Herr Reuter, machen die Nachrichten von Coronavirus-Ausbrüchen in Pflegeheimen wie in Würzburg, Wolfsburg, aber auch hier in Düsseldorf den Bewohnern des Gerricusstifts Angst?

Remy Reuter: Die Bewohner sind eigentlich alle recht gefasst, aber natürlich zum Teil auch beunruhigt. Sie sorgen sich, wie sie einen Ausbruch des Virus überstehen würden. Andere wiederum sind froh, dass sie nun hier sind, und in dieser Zeit nicht isoliert in ihrer Wohnung sitzen. Und fast alle fragen sich natürlich, wann sie wieder Besuch empfangen dürfen. Wobei mich überrascht hat, dass diese Frage öfter von den Angehörigen als von unseren Bewohnern gestellt wird.

Gerade für an Demenz erkrankte Menschen dürfte das aktuelle Besuchsverbot schwer zu verstehen sein.

Remy Reuter: Für unsere demenziell veränderten Bewohner ist das in der Tat eine schwierige Situation. Auf der anderen Seite ist die Betreuung sehr viel näher geworden, was gerade diesen Menschen gut tut. Seit Beginn der Krise arbeiten die Mitarbeiter des Sozialen Dienstes und die Alltagbegleiter nur noch mit einzelnen Bewohnern oder mit kleinen Gruppen im gleichen Wohnbereich. Während die Mitarbeiter vorher auch schon mal gewechselt haben, ist nun noch mehr Kontinuität gewahrt. Dabei bleiben die Angebote vergleichbar. Es wird nach wie vor gemeinsam gesungen, gebacken und gekocht, es gibt Bingo- und Gesellschaftsspielvormittage. Die mobile Kegelbahn wird nun von einem Wohnbereich zum anderen getragen. Was viele Menschen mit Demenz – immerhin rund 80 Prozent unserer Bewohner – allerdings zurzeit kaum nachvollziehen können, ist die Tatsache, dass sie nun unsere Einrichtung nicht mehr verlassen sollen. Gerade die Verschärfung der Coronaschutzverordnung vom 30. März ist für uns ein großes Dilemma, denn wir wollen und dürfen unsere Bewohner nicht einsperren.

Was besagt die Verschärfung der Landesverordnung?

Remy Reuter: Laut der geänderten Coronaschutzverordnung dürfen unsere Bewohner nur in Begleitung eines anderen Bewohners oder eines Mitarbeiters das Haus verlassen und nur mit diesen Personen zielgerichtet oder intensiv Kontakt haben. Wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass ein zielgerichteter oder intensiver Kontakt außerhalb der Einrichtung auch mit anderen Personen bestand, müssen die Bewohner für 14 Tage den nahen Kontakt mit anderen Bewohnern unterlassen. Das ist aber in der Praxis kaum möglich. Unsere Mitarbeiter versuchen, dem mit einem Einkaufsservice vorzubeugen. Sie beraten und motivieren, aber letztlich können sie einen Bewohner nicht daran hindern, alleine herauszugehen. Das verstehen auch viele Menschen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft nicht. Oft rufen sie dann aufgebracht hier an und „melden“, dass sich ein Bewohner draußen frei bewegt. Das ist gut gemeint, aber wir sind keine geschlossene Einrichtung.

Das heißt, Sie halten die Verschärfung der Verordnung nicht für sinnvoll?

Remy Reuter: Ich halte sie schlicht für nicht umsetzbar. Denn strenggenommen, müssen wir den Bewohner, der das Haus verlassen hat und bei dem wir uns nicht sicher sein können, ob er den gebotenen Abstand zu anderen Menschen eingehalten hat, 14 Tage in seinem Zimmer unter Quarantäne stellen. Ein demenziell veränderter Bewohner ist aber kognitiv gar nicht in der Lage, diese Situation einzusehen.

Wie ist denn die Stimmung unter den Pflegemitarbeitern? Haben Sie Ausfälle?

Remy Reuter: Unser Pflegepersonal arbeitet derzeit sehr professionell und auch sehr gefasst. Man merkt aber natürlich schon, dass sich bei ihnen ein gewisser Druck aufbaut. Sie müssen hier und oft auch zu Hause in der Familie immer gut „funktionieren“. Da wird der ein oder andere auch mal kurz angebunden oder dünnhäutig. Aber wir haben tendenziell geringere Ausfälle als sonst zu dieser üblichen Erkältungszeit. Wir sind sogar eigentlich ganz gut aufgestellt, weil fünf Auszubildende derzeit nicht die Schule besuchen und alle bei uns im Praxiseinsatz sind. Darüber hinaus haben viele Mitarbeiter, die gerade Urlaub haben, aber nicht verreisen dürfen, angeboten, bei Bedarf zur Arbeit zu kommen.

Haben Sie genügend Schutzmaterial, um die Mitarbeiter auszustatten?

Remy Reuter: Alle unsere Mitarbeiter in der Pflege tragen Mundschutzmasken der Klasse FFP 1. Wir leben aber zurzeit von der Hand in den Mund. Es ist sehr schwierig, sich mit der notwendigen Schutzausrüstung zu versorgen. Zwar helfen wir uns auch unter den Pflegeheimen aus und versuchen über Direktbestellungen an Ware zu kommen, aber die Verknappungssituation ist schon sehr ungewohnt. Glücklicherweise haben wir nun seit 6 Wochen die erste Lieferung an Desinfektionsmitteln erhalten.

Wünschen Sie sich mehr Unterstützung von der Politik?

Remy Reuter: Vor einiger Zeit hieß es, das Land hätte Schutzausrüstung besorgt, wovon ein Teil über die Kreise und Kommunen auch an die Pflegeeinrichtungen verteilt werden sollte. Davon ist bisher nichts angekommen. Wir könnten es gut gebrauchen.

Gerade diskutieren Politiker und Fachleute, wann die Kontaktsperre wieder aufgehoben werden soll. Wie sehen Sie die Diskussion?

Remy Reuter: Ich halte nichts von einer frühen Aufhebung des Kontaktverbots. Es heißt zwar immer, dass in diesem Fall die gefährdeten Menschen besonders geschützt werden sollen, aber wie soll das gehen? Unsere Mitarbeiter, die zum Teil öffentliche Verkehrsmittel benutzen, sind dann in Kontakt mit viel mehr Menschen und evtl. mit Corona-Infizierten. Je eher die Maßnahmen aufgehoben werden, desto eher werden Mitarbeiter das Virus in unsere Einrichtung bringen. Es ist wahrscheinlich jetzt schon nur noch eine Frage der Zeit.

Sind Sie auf einen Virus-Ausbruch im Gerricusstift vorbereitet?

Remy Reuter: Ja, soweit das möglich ist. Wir haben verschiedene Szenarien durchgespielt. Im Falle eines Ausbruchs werden aber nicht nur wir die dann erforderlichen Entscheidungen treffen, sondern das Gesundheitsamt und die WTG-Behörde, also die ehemalige Heimaufsicht. Wir werden aber selbstverständlich alles für eine schnelle Umsetzung der Vorgaben tun.

Sämtliche Veranstaltungen wurden gestrichen, die hausinterne Caféteria ist geschlossen, selbst der Besuch des Gottesdienstes in der gegenüberliegenden Basilika St. Margareta fällt derzeit weg. Wie werden ihre Bewohner das Osterfest feiern?

Remy Reuter: Unsere Mitarbeiter vom Sozialen Dienst haben sich für das Osterwochenende verschiedene Aktionen überlegt. So wird beispielsweise am Ostermontag auf jedem Wohnbereich eine Andacht angeboten. Schließlich ist Ostern eines der höchsten christliche Feste. Auch unser Hauswirtschaftsteam bereitet gerade eine kleine Osterüberraschung für jeden Bewohner vor. Die Angehörigen schicken ohnehin schon fleißig „Care-Pakete“. Außerdem steht natürlich auch an Ostern der von der Bürgerstiftung Gerricus vor drei Jahren angelegte Sinnesgarten zur Verfügung. Was jetzt schon gut genutzt wird, und sicher an Ostern noch intensiver, ist das kleine Schwätzchen vom Balkon in den Hof oder vom Sinnesgarten durch den Zaun zum angrenzenden Weg. Für die Zeit nach Ostern gibt es übrigens auch schon Pläne. Ende April werden verschiedene Musiker an zwei Tagen vor den Balkonen des Gerricusstifts ein kleines Konzert geben.

Das Interview (per Telefon) führte Angelika Fröhling.

14.03.20 Corona-Vorsichtsmaßnahmen

14.03.20 Corona-Vorsichtsmaßnahmen

Auszug aus einem Brief vom 14. März von Oliver Boss, leitender Pfarrer der kath. Kirchengemeinde St. Margareta, dem Träger des Gerricusstifts:

Liebe Gemeindemitglieder,

aufgrund der sich zuspitzenden Lage um das Corona-Virus gelten ab sofort folgende Maßnahmen für den Bereich der Pfarrgemeinde St. Margareta:

Bis einschließlich Sonntag, 19. April 2020, entfallen sämtliche Veranstaltungen in den Räumlichkeiten der Kirchengemeinde. Alle Pfarrheime und sonstigen Räume der Gemeinde bleiben geschlossen. (…)

In unserer großen und aktiven Pfarrei ist es nur schwer möglich, lückenlos alle Veranstaltungen aufzuzählen, die in den kommenden Wochen ausfallen werden. Deshalb gilt die Faustregel, dass jede Veranstaltung, die in einem kirchlichen Gebäude geplant ist, nicht stattfindet. (…)

Besonders betroffen vom Corona-Virus ist die ältere Generation. Deshalb bitten wir Sie, Besuche im Gerricusstift, soweit es Ihnen und Ihren Angehörigen möglich ist, auf ein notwendiges Maß zu beschränken. Die Cafeteria im Gerricusstift bleibt ebenfalls geschlossen.

Als Christen leben wir aus dem festen Vertrauen, dass Gottes Kraft alle unsere menschlichen Wege mitgeht – auch die Wege durch diese aktuelle Krise.

Im Gebet mit Ihnen verbunden, grüßt Sie herzlich mit meinen besten Wünschen für Ihre Gesundheit

Ihr
Pastor Oliver Boss

Aktuelle Informationen finden Sie auf der Webseite der Kirchengemeinde unter www.st-margareta.de

Als eine Vorsichtsmaßnahme wurde bereits der Besuch von Gabi Weiherhorst und ihrer mobilen Tierfarm am 12. März abgesagt.

11.03.20 Balu und Kita-Kinder zu Besuch

11.03.20 Balu und Kita-Kinder zu Besuch

Kinder der Kita St. Margareta und Bewohner des Gerricusstifts freuten sich zu sehen, was Therapiehund Balu alles beherrscht.

Die knapp 30 versammelten Gerricusstift-Bewohner freuen sich sehr über den Besuch von Elke Bonn, Leiterin der gegenüberliegenden Kita St. Margareta. Denn sie hat an diesem Tag nicht nur eine Mitarbeiterin und ein paar Kinder, sondern auch ihren Therapiehund Balu mitgebracht. Balu beherrscht viele Kunststücke – immer auf der Suche nach kleinen Belohnungsleckerchen. So kann der Mischling aus einem Schäferhund und einem Beauceron mühelos einen Ball durch den Raum rollen, aus dem die Leckerchen nur purzeln, wenn er ihn bewegt. Danach läuft er bereitwillig einen kleinen Zeltstoff-Tunnel – denn er weiß, dass auch hier am Ausgang eine leckere Belohnung auf ihn wartet.

2020_03_10 Balu und Kita St. Margareta im Gerricusstift (10)
Balu wartet gehorsam auf das Zeichen, dass er sein Spielzeug nehmen darf.

Edith Szweczuk ist nach dem Besuch von Balu und Kindern der Kita St. Margareta ganz begeistert: „Das war wirklich ganz reizend heute.“ Für sie, die früher selbst Hunde hatte, war der Anblick von Balu „wie nach Hause kommen“. Sie sei immer sehr tierlieb gewesen und habe es bereits als kleines Kind genossen, Pferde und Hunde zu streicheln.

Am Nachmittag des 11. März bestand im Rahmen der Tierwoche – anders als im Programm angegeben – die Möglichkeit, in der Gruppe Tiere zu zeichnen. Dabei konnten – mussten aber natürlich nicht – Vorlagen benutzt werden. Das Malangebot war ein Ersatz für den für Donnerstag geplanten Vortrags-Nachmittag mit Tierquiz, der aufgrund von Krankheit leider nicht stattfinden kann.

Text und Fotos: Angelika Fröhling

11.3. Tierischer Malnachmittag

11.3.20 Tierischer Malnachmittag

In der „Tierwoche“ gab es am Mittwochnachmittag das Angebot, sich künstlerisch zu betätigen. Die Bewohnerinnen und Bewohner konnten Tiere ihrer Wahl malen, in kräftigen oder dezenten Farben, wilde Tiere oder Haustiere. Hier sehen Sie einige der Werke, die an diesem Nachmittag entstanden sind:

Text: Angelika Fröhling

10.03.2020 Eulen, Mäuse und Hunde sorgen für gute Laune

10.03.2020 Eulen, Mäuse und Hunde sorgen für gute Laune

Zum Auftakt der „Tierwoche“ im Gerricusstift kam die „Fahrende Falknerin“, Sabine Ehmanns-Kramp, aus Gladbeck ins Gerricusstift. Dabei brachte sie nicht nur einen Buntfalken, sondern gleich einen kleinen Tierpark mit: Uhu Fritz, Schleiereule Charlotte, einen Raben, Wüstenbussard Lutz, die Hunde Danny und Grete, zwei Mäuse und die beiden Frettchen Paul und Pauline.

Da das Wetter an diesem Tag leider nicht mitspielte, fand die Tiervorführung im Clubraum und nicht draußen statt. Doch auch so wurde es eine sehr beeindruckende und lehrreiche Vorführung. Mehr als 30 Bewohnerinnen und Bewohner hatten sich versammelt, um die Tiere aus nächster Nähe beobachten zu können. Einige mutige Bewohner wie Helmut Palm und Elisabeth Graf trauten sich sogar, die Schleiereule Charlotte und eine der beiden winzigen Mäuse auf bzw. in die Hand zu nehmen. Absolut lautlos flog die Eule auf die mit einem Handschuh geschützte Hand.

Die kleine Maus ließ sich ganz geduldig streicheln.

Erzählungen von ihren Tieren sowie Details über ihre Fress- und Jagdgewohnheiten sprudelten nur so aus Sabine Ehmanns-Kramp heraus. Während die Vögel nicht berührt werden wollten, ließen sich Mäuse und Frettchen Paul geduldig streicheln. Letzterer wurde allerdings mit einer süßen Paste zum Lutschen „bestochen“ und hielt deshalb so schön still. Auch Frettchen Paula erhielt eine Belohnung in Form eines toten Kükens.

Neben den Mäusen kamen insbesondere die beiden Hunde gut bei den Bewohnern an und sorgten für gute Laune. Lange hatten die Dackelmischlingsdame Grete und der Großpudelrüde Danny im Auto der „Fahrenden Falknerin“ ausharren müssen, bis sie sich endlich im Clubraum von den Bewohnern kraulen und mit Leckerlis versorgen lassen durften.

Text und Fotos: Angelika Fröhling

04.03.20 Tierwoche im Gerricusstift

04.03.20 Tierwoche im Gerricusstift

Gabis Mobile Tierfarm Streichelzoo Gerricusstift (2)
2017 war „Gabis Mobile Tierfarm“ aus Essen schon einmal zu Besuch im Gerricusstift. Esel Jonathan war auch mit dabei.

Das Pflege- und Altenheim Gerricusstift in Düsseldorf-Gerresheim erfreut regelmäßig seine Bewohnerinnen und Bewohner mit dem Besuch von Tieren. Vom 9. bis 13. März stehen Tiere sogar eine ganze Woche lang im Mittelpunkt.

Irene Hoppe vom Sozialen Dienst des Pflege- und Altenheims ist von deren positiven Wirkung überzeugt: „Tiere sind ein guter Auslöser für positive Emotionen.“ Gerne streichelten die Bewohnerinnen und Bewohner zum Beispiel Hunde oder Kaninchen. „Außerdem unterhalten sie sich in Anwesenheit von Tieren deutlich mehr mit ihren Mitbewohnern und Mitbewohnerinnen“, ergänzt Irene Hoppe. Dies sei gerade für Menschen mit Demenz sehr anregend.

Am 10. März kommt die „Fahrende Falknerin“ Sabine Ehmanns-Kramp aus Gladbeck ins Gerricusstift und bringt neben fünf Vögeln, darunter ein Falke, ein Uhu und ein Rabe, noch zwei Hunde, zwei Mäuse und ein Frettchen mit. Dabei beherrscht sie nicht nur das Handwerk einer Tiertrainerin, sondern kann sich als ausgebildete Altenpflegerin und Tiertherapeutin besonders gut in ältere Menschen hineinversetzen. Bei gutem Wetter findet die Tiervorführung draußen statt. Bei schlechtem Wetter wird der tierische Besuch in der Caféteria im Erdgeschoss empfangen.

Hier das gesamte Programm der Tierwoche im Gerricusstift:

09.03.-15.03.: Stellwände im Foyer des Pflege- und Altenheims informieren mit Fotos und Texten über heimische und exotische Tiere.

10.03., 10.00 Uhr: Besuch der „Fahrenden Falknerin“ mit zehn Tieren

11.03., 10.00 Uhr: Besuch von Elke Bonn, Leiterin der Kita St. Margareta, mit ihrem Therapiehund und Kita-Kindern

11.03., 15.00 Uhr: Filmnachmittag – gezeigt wird die Dokumentation „Bolivien – Naturparadies zwischen Kordilleren und Regenwald“ aus der Reihe „Faszination Wildnis“

12.03., 10.00 Uhr: Gabi Weiherhorst von „Gabis mobiler Tierfarm“ aus Essen ist mit einem ganzen Streichelzoo bestehend aus Zwergpony, Esel, Wüstenrennmäusen, Kaninchen und Frettchen zu Gast

12.03., 15.15 Uhr: Nachmittagsangebot von Katharina Beckord vom Sozialen Dienst des Gerricusstifts über exotische Tiere, u.a. lädt ein Tierquiz zum Mitmachen ein

13.03., 10.00 Uhr: Der hauseigene Literaturkreis unter Leitung von Irene Hoppe beschäftigt sich mit Geschichten rund um das Thema Hund

Gabis mobile Tierfarm Streichelzoo Gerricusstift (6)
Gabi Weiherhorst bei ihrem Besuch im März 2017 mit einer ihrer zutraulichen Wüstenrennmäuse, die sich auch streicheln lässt.

Text und Fotos: Angelika Fröhling

10.02.2020 Helfen ist bereichernd

10.02.2020 Helfen ist bereichernd

„Meine Mutter hatte große Angst, allein zu sterben, deshalb wollte ich gerne, dass so oft es ging, jemand bei ihr ist“, erzählt Gabriele Ritter. Als ihr eine Mitarbeiterin des Pflege- und Altenheims Gerricusstift, in dem die hochbetagte Mutter lebt, den Tipp gibt, bei einem Hospizdienst anzufragen, ist das für Gabriele Ritter neu: „Ich dachte, Sterbebegleiter kommen nur nach Hause und nicht in ein Pflegeheim.“

Dagmar Bedei und Gabriele Ritter (r.)
Sterbebegleiterin Dagmar Bedei im Gespräch mit Gabriele Ritter (r.)

Auf Vermittlung der Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim e.V. (ÖHG), bietet kurz darauf Dagmar Bedei, eine von derzeit 31 Ehrenamtlichen der ÖHG, ihre Unterstützung an. Von da an besucht sie die bettlägerige und manchmal kaum noch ansprechbare Mutter regelmäßig. Für Gabriele Ritter ist der ehrenamtliche Einsatz eine enorme Erleichterung: „Das hat meiner Mutter sehr geholfen, weil sie trotz allen Leidens am Leben hing, und es hat auch mir sehr geholfen.“ Während der 18-monatigen Begleitungszeit tauscht sich die 66-jährige Tochter der schwer kranken Gerricusstift-Bewohnerin oft mit Dagmar Bedei aus und ändert durch ihr Vorbild auch ihr eigenes Verhalten. Anstatt wie zuvor meist geschäftig das Zimmer ihrer Mutter aufzuräumen und dabei mit ihr zu sprechen, setzt sich Gabriele Ritter nun immer öfter an das Bett ihrer Mutter und hält ihre Hand.

Ich hätte mir damals gewünscht, solch eine Hilfe zu bekommen

„Es ist bereichernd, wenn man helfen kann“, beschreibt Dagmar Bedei ihre Motivation, sich in ihrer Freizeit als Sterbebegleiterin für andere Menschen einzusetzen. „Und man bekommt von allen Beteiligten etwas wieder“, ergänzt die 60-jährige Gerresheimerin, die sich während einer Begleitung oft „zur Familie gehörend“ fühlt. Zwei schwere Schicksalschläge sind es, die sie 2016 zur Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim führen: Drei Jahre zuvor starben ihr Mann und ihre Mutter. „Ich hätte mir damals gewünscht, solche Hilfe zu bekommen“, so Dagmar Bedei.

„Die meisten Angehörigen sind sehr froh, wenn sie dank unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter etwas Zeit für sich geschenkt bekommen, um einen Spaziergang zu machen oder sich mit Freunden treffen zu können“, weiß Elisabeth Siemer, Hospizkoordinatorin der Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim. Sie spricht lieber von „Lebensbegleiter“ als von „Sterbebegleiter“, denn die von ihnen betreuten Menschen „haben ja ein Leben vor dem Tod“.

Helga Wehrmann, Dagmar Bedei, Remy Reuter, Elisabeth Siemer, Gabriele Ritter
Helga Wehrmann, Dagmar Bedei, Remy Reuter, Elisabeth Siemer und Gabriele Ritter (v.l.) treffen sich zum Gespräch in der Gerricusstift-Caféteria.

Helga Wehrmann hat vor zwanzig Jahren bei der ÖHG angefangen. „Der Pfarrer der evangelischen Kirche Gerresheim fragte mich damals, ob das nicht etwas für mich sei“, erzählt die fröhliche 77-Jährige und bestätigt voller Überzeugung: „Und es war auch etwas für mich.“ Wegen einer neuen beruflichen Tätigkeit setzte sie zwar zwischendurch einige Zeit aus, aber seit zwölf Jahren ist sie durchgehend mit viel Herzblut bei der Sache: „Ich möchte gerne Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten und Gutes tun.“ Oft geht sie im Pflege- und Altenheim Gerricusstift ein und aus. Deren Bewohner kennen sie und ihre lockere Art inzwischen so gut, dass sie Helga Wehrmann im vergangenen Jahr sogar in den Bewohnerinnen- und Bewohnerbeirat wählten. „Das Haus ist mir ein kleines Stück Heimat geworden“, sagt Wehrmann.

Jeder Wohnbereich hat eigenen Koffer

Nicole Vetten vom Sozialen Dienst des Gerricusstifts ist sehr dankbar für die Unterstützung durch die Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim, die stets mit sechs bis acht Ehrenamtlern in dem Pflegeheim vertreten ist. Auch sie und ihre Kolleginnen vom Sozialen Dienst begleiten sterbende Bewohnerinnen und Bewohner – dafür steht zum Beispiel jedem Wohnbereich ein eigener Koffer gefüllt mit Kerzen, CDs, Duftöl, Blütenblätter, Gebeten und einem Kreuz zur Verfügung. Doch seien die zeitlichen Ressourcen einfach begrenzt, so Vetten. Gerade wenn es um längere Begleitungen gehe, sei es gut, wenn zusätzlich eine außenstehende Person für den Bewohner oder die Bewohnerin und deren Angehörige da sei.

Besonders verständnisvoll kann Helga Wehrmann mit Menschen mit Demenz umgehen. „Ich glaube, ich kann einfach gut in deren Welt einsteigen.“ Bei einer Fortbildung habe sie viel über den Umgang mit demenziell veränderten Menschen gelernt. Überhaupt sind ihr die regelmäßigen Fortbildungen, die Supervision und die monatlichen Treffen in der Gruppe wichtig. Vor sechs Jahren starb Helga Wehrmanns Sohn und sie ist überzeugt, dass sie diese schlimme Zeit dank ihrer Ausbildung zur Lebensbegleiterin besser durchgestanden hat.

Pommes, Bier und Schwanensee

Und wie gelingt es ihr, den Tod der von ihr begleiteten Menschen nicht so nah an sich ranzulassen? Sie sei schon oft traurig, gibt Helga Wehrmann zu. Insbesondere, wenn Menschen ganz plötzlich versterben. Doch zum einen werde sie in der Ökumenischen Hospizgruppe professionell aufgefangen und zum anderen sei es auch oft gut, dass der Betroffene es endlich geschafft habe. Dabei betont Helga Wehrmann, dass es immer wieder auch sehr schöne und sogar lustige Momente gebe. Einmal begleitete sie eine ältere Dame, die keine Nahrung mehr zu sich nehmen wollte. Doch eines Abends bat sie Helga Wehrmann, eine Tüte Pommes frites und eine Flasche Bier zu besorgen. „Und dann hat sie genussvoll ein paar Pommes gepickt und kleine Schlucke Bier getrunken und mich immer wieder aufgefordert, dies mit ihr gemeinsam zu tun“, erzählt Helga Wehrmann. Außerdem erinnert sich Wehrmann noch gut an eine andere Dame, die sie mehrmals ins Museum begleitete und die ihr viel über Blumen und Pflanzen erzählte. „Das hat richtig Spaß mit ihr gemacht“, sagt Helga Wehrmann.

Dagmar Bedei ist eine 100-jährige Ballerina besonders in Erinnerung geblieben. Sie zeigte eigentlich keinerlei Regung mehr, doch als Bedei ihr die Musik von Tschaikowskis „Schwanensee“ vorspielte, lächelte sie plötzlich und bewegte sich.

Logo Ökumenische Hospizgruppe Gerresheim e.V.

Durchschnittlich acht bis zehn Wochen begleitet ein Ehrenamtler der Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim einen sterbenden Menschen. Bei Helga Wehrmann waren es auch mal sieben Jahre, da sich die betroffene Frau erfreulicherweise „wieder aufgerappelt“ habe. So individuell wie jede einzelne Begleitung ist – manche mögen es, wenn die Lebensbegleiter ihnen vorlesen, mit ihnen singen oder beten und ihre Sorgen und Ängste teilen – so individuell ist auch der zeitliche Einsatz, den die Ehrenamtlichen leisten. In der Regel sind es ein bis zwei Stunden ein- bis zweimal die Woche, erklärt Hospizkoordinatorin Elisabeth Siemer. Wenn der Zeitaufwand gegen Ende einer Begleitung mehr werde, würden entweder sie oder ihr Kollege Lars Gundtoft oder auch zwei Ehrenamtliche gleichzeitig eingesetzt. So war es beispielsweise bei Gabriele Ritters 95-jähriger Mutter, die kurz vor ihrem Tod im vergangenen Dezember von Dagmar Bedei und Helga Wehrmann im Wechsel betreut wurde.

„Wir achten darauf, dass niemand überfordert wird“, sagt Elisabeth Siemer. Selbst ein „Ausstieg“ sei jederzeit möglich. Und sie guckt darauf, dass jeder Ehrenamtler nach einem Einsatz eine Pause einlegt, um wieder offen für neue Menschen zu werden. Denn eines ist der Hospizkoordinatorin wichtig: „Die Arbeit als Lebensbegleiter ist ein Ehrenamt – und das soll auch Freude machen.“

Qualifizierungskurs für Ehrenamtliche
Die Ökumenische Hospizgruppe Gerresheim e.V. bietet in Kooperation mit dem ambulanten Hospizdienst am Evangelischen Krankenhaus (EVK) von März bis Juni 2020 einen neuen Qualifizierungskurs für Ehrenamtliche an. Gefragt sind Menschen, die ein offenes Ohr und Interesse an ihrem Gegenüber haben sowie ihre Handlungen und Einstellungen reflektieren können.

Informationen gibt es unter www.hospiz-gerresheim.de und bei Elisabeth Siemer und Lars Gundtoft unter Tel. 0211-297059 oder per E-Mail hospizgr-gerresheim@gmx.de

Text und Fotos: Angelika Fröhling

24.01.2020 Ausflug zum Aquazoo

24.01.2020 Ausflug zum Aquazoo

Die Ausflugsgruppe hat Glück: Gerade beginnt die Fütterung der Haie…

An der Riesen-Muräne scheiden sich die Geister. Während Katharina Beckord, Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes des Gerricusstifts, den großen schlangenartigen Raubfisch, der sich gerade durch das tropische Wasserbecken des Aquazoos windet, als „fies und gefährlich“ bezeichnet, findet Schülerpraktikantin Elena ten Voorde die Muräne „sehr cool“ – eben weil sie spitze Zähne hat und aus dem Hinterhalt heraus jagd.

2020_01_23 Ausflug Aquazoo (2)
Uwe Bauersachs hat den Aquazoo zuletzt als Kind besucht. Katharina Beckord ist von vielen Tieren fasziniert, doch die Muräne findet sie „fies und gefährlich“.

Fünf Bewohnerinnen und ein Bewohner des Gerricusstifts sowie drei Begleiterinnen fuhren gestern mit einem speziellen Rollstuhl-Bus zum Düsseldorfer Löbbecke Museum – besser bekannt als Aquazoo – und bestaunten exotische und einheimische Fische, Quallen und Amphibien. Und sie haben Glück: Als sie vor dem großen Tropen-Wasserbecken stehen, um Rochen und Schwarzspitzen-Haie zu beobachten, beginnt gerade die Fütterung. Fasziniert verfolgen Bewohner und Betreuer, wie die beiden Haie sich die kleinen Fische aus dem Kescher einverleiben.

2020_01_23 Ausflug Aquazoo (10)
In den vielen Aquarien und Terrarien gab es exotische und einheimische Fische, Quallen und Amphibien zu bestaunen.

Uwe Bauersachs, gebürtiger Düsseldorfer, besuchte den Aquazoo zuletzt als Kind und erinnert sich nur noch daran, dass es schon damals Wasserschildkröten gab. „Das sind sehr faszinierende Tiere, weil sie sehr alt werden können“, ist Bauersachs überzeugt. Das Lieblingstier von Gisela Dudziak ist eindeutig eine Katze: „Wir hatten zu Hause in all den Jahren sechs Katzen“, erzählt die 83-Jährige. Im Aquazoo ist sie besonders begeistert von den munteren Pinguinen. „Die sieht man ja sonst nicht so oft“, sagt Dudziak. Das findet auch Uwe Bauersachs: Tiere, die man sonst nur im Fernsehen sehe, könne man hier „im Original“ beobachten.

Nach dem gut einstündigen Rundgang, vorbei an vielen Aquarien und Terrarien und nach einem kurzen Abstecher in die Halle mit den Krokodilen und dem tropischen Regenwald, fasst die 79-jährige Irmgard Pullmann den Ausflug so zusammen: „Das war ein sehr vielseitiges Erlebnis hier.“ Es war ihr erster Besuch im Aquazoo und sie würde den Ausflug „gerne wiederholen“.

020_01_23 Ausflug Aquazoo (5)
Am Skelett von einem Pottwal begann der rund einstündige Rundgang durch die Ausstellung.

Text und Fotos: Angelika Fröhling

16.01.20 Wenn Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist

16.01.20 Vortrag: „Wenn Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist“

Wie finde ich einen Pflegeplatz für meine Mutter? Wann sollte man die Eltern oder den Ehepartner auf die Warteliste eines Pflegeheims setzen? Welche Kosten kommen auf mich zu? Ist ein Mensch mit Altersdepression ein Fall fürs Pflegeheim? Diese und noch viele andere Fragen beantwortete Remy Reuter, der Leiter des Pflege- und Altenheims Gerricusstift, bei seinem Vortrag „Wenn Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist“ im Stiftsgebäude von St. Margareta. Gleich zu Beginn des Abends machte er auf eine dramatische Situation aufmerksam: „In Düsseldorf fehlen jetzt schon mindestens 500 Pflegeplätze.“ Bis 2025 würden etwa 1.200 zusätzliche Pflegeheimplätze benötigt, falls diese nicht teilweise durch geeignete ambulante und teilstationäre Angebote kompensiert werden können. Der Mangel an Pflegeplätzen führt laut Remy Reuter dazu, dass in Pflegeheimen zum großen Teil nur noch schwer pflegebedürftige Menschen aufgenommen würden.

2020_01_15 Vortrag Pflegende Angehörige (30 kl.)
Remy Reuter hielt einen Vortrag für pflegende Angehörige und beantwortete viele Fragen.

Dabei nahm Remy Reuter den pflegenden Angehörigen, die zum Auftakt der von Gabriela Jaik, Seniorenreferentin der Kirchengemeinde St. Margareta, in Kooperation mit Bürgerstiftung Gerricus und ASG-Bildungsforum organisierten Vortragsreihe „Entlastung für die Seele“ gekommen waren, auch gleich die Hoffnung, dass in nächster Zeit neue Pflegeheime gebaut würden: „Das ist hier in der Landeshauptstadt schlicht zu teuer.“

Doch der Leiter des Gerricusstifts hielt auch viele positive Aspekte für die Zuhörer bereit: Seit zwei Jahren sei eine teilstationäre Betreuung besser finanzierbar. So könne beispielsweise ein pflegebedürftiger Angehöriger morgens und abends durch einen Pflegedienst zu Hause bei der Körperpflege, bei den Mahlzeiten und beim Zubettgehen unterstützt werden. Ein Tagespflegeplatz und die Hilfe eines Alltagsbegleiters am späten Nachmittag sorge dann für eine weitgehend lückenlose Betreuung. Die Pflegeversicherung verglich der Heimleiter mit einer Teilkaskoversicherung: „Einen vollumfänglichen Schutz gibt es nicht.“

Den Zuhörern riet Remy Reuter, sich frühzeitig nach einem passenden Pflegeheim für den pflegebedürftigen Angehörigen umzusehen, sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen, Gespräche mit der Heimleitung zu führen und die Anmeldeunterlagen sowie alle Vollmachten vollständig ausgefüllt in der Schublade zu haben. Denn manchmal werde kurzfristig ein Platz frei, der dann schnell nachbesetzt werden könne, so Reuter.

2020_01_15 Vortrag Pflegende Angehörige (31 kl.)
Die Vortragsreihe „Entlastung für die Seele“ findet an fünf Abenden im Kamin- und Hippolytzimmer des Stiftsgebäudes von St. Margareta statt.

Aus seiner langjährigen Erfahrung als Heimleiter weiß Remy Reuter, dass viele Menschen Angst vor einer Unterbringung in einem Pflegeheim und dem damit verbundenen Autonomieverlust hätten. Dabei gab er jedoch zu bedenken, dass so mancher Betroffene zu Hause kaum noch Ansprache und Sozialkontakte hätte. Für demenziell veränderte Menschen komme noch der ungeheure Kraftaufwand hinzu, den es sie kostet, tagtäglich eine Art Fassade aufrechtzuerhalten. „Viele unserer Bewohner blühen regelrecht auf, wenn sie zu uns kommen“, sagt Remy Reuter. Denn in einem Pflegeheim müssten beispielsweise Menschen mit Demenz nicht mehr händeringend überlegen, ob sie ihre Medikamente genommen haben und ob sie den Postboten vor der Tür kennen sollten. „Dann fällt oft eine Last von ihnen ab und sie können sich ganz auf die Beschäftigungsangebote konzentrieren“, so Reuter.

Ein Punkt war Remy Reuter noch wichtig zu betonen: Stürze passierten auch in einem Pflegeheim. „Denn wir wollen unsere Bewohner ja nicht in Watte packen oder den ganzen Tag im Sessel sitzen lassen“. Der Unterschied sei jedoch, dass in einem Heim schneller Hilfe da sei.

Text und Fotos: Angelika Fröhling