Ein bisschen Abwechslung für die besuchsfreie Corona-Zeit: Am Donnerstag, 23. April ab 15.30 Uhr wird Lidia Vogel aus Erkrath auf ihrem Akkordeon Volkslieder und bekannte Melodien spielen.
Auch für die darauffolgende Woche ist eine Musikvorführung geplant. Die Veranstaltungen finden im Außengelände vor den Bewohner-Balkonen, an zwei verschiedenen Standorten statt. So kommen möglichst viele Bewohnerinnen und Bewohner in den Genuss der musikalischen Unterhaltung.
04.04.20 Interview mit Einrichtungsleiter Remy Reuter
„Ein Schwätzchen vom Balkon geht immer“
Das Gerricusstift zählt wie alle Pflege- und Altenheime zurzeit zu den besonders gefährdeten Einrichtungen. Wir haben dem Leiter des Gerricusstifts, Remy Reuter, einige Fragen zur aktuellen Lage und den Plänen für Ostern gestellt.
Herr Reuter, machen die Nachrichten von Coronavirus-Ausbrüchen in Pflegeheimen wie in Würzburg, Wolfsburg, aber auch hier in Düsseldorf den Bewohnern des Gerricusstifts Angst?
Remy Reuter: Die Bewohner sind eigentlich alle recht gefasst, aber natürlich zum Teil auch beunruhigt. Sie sorgen sich, wie sie einen Ausbruch des Virus überstehen würden. Andere wiederum sind froh, dass sie nun hier sind, und in dieser Zeit nicht isoliert in ihrer Wohnung sitzen. Und fast alle fragen sich natürlich, wann sie wieder Besuch empfangen dürfen. Wobei mich überrascht hat, dass diese Frage öfter von den Angehörigen als von unseren Bewohnern gestellt wird.
Gerade für an Demenz erkrankte Menschen
dürfte das aktuelle Besuchsverbot schwer zu verstehen sein.
Remy Reuter: Für
unsere demenziell veränderten Bewohner ist das in der Tat eine schwierige
Situation. Auf der anderen Seite ist die Betreuung sehr viel näher geworden, was
gerade diesen Menschen gut tut. Seit Beginn der Krise arbeiten die Mitarbeiter
des Sozialen Dienstes und die Alltagbegleiter nur noch mit einzelnen Bewohnern
oder mit kleinen Gruppen im gleichen Wohnbereich. Während die Mitarbeiter vorher
auch schon mal gewechselt haben, ist nun noch mehr Kontinuität gewahrt. Dabei
bleiben die Angebote vergleichbar. Es wird nach wie vor gemeinsam gesungen,
gebacken und gekocht, es gibt Bingo- und Gesellschaftsspielvormittage. Die
mobile Kegelbahn wird nun von einem Wohnbereich zum anderen getragen. Was viele
Menschen mit Demenz – immerhin rund 80 Prozent unserer Bewohner – allerdings
zurzeit kaum nachvollziehen können, ist die Tatsache, dass sie nun unsere
Einrichtung nicht mehr verlassen sollen. Gerade die Verschärfung der Coronaschutzverordnung
vom 30. März ist für uns ein großes Dilemma, denn wir wollen und dürfen unsere
Bewohner nicht einsperren.
Was besagt die Verschärfung der
Landesverordnung?
Remy Reuter: Laut
der geänderten Coronaschutzverordnung dürfen unsere Bewohner nur in Begleitung
eines anderen Bewohners oder eines Mitarbeiters das Haus verlassen und nur mit
diesen Personen zielgerichtet oder intensiv Kontakt haben. Wenn nicht
ausgeschlossen werden kann, dass ein zielgerichteter oder intensiver Kontakt
außerhalb der Einrichtung auch mit anderen Personen bestand, müssen die Bewohner
für 14 Tage den nahen Kontakt mit anderen Bewohnern unterlassen. Das ist aber
in der Praxis kaum möglich. Unsere Mitarbeiter versuchen, dem mit einem
Einkaufsservice vorzubeugen. Sie beraten und motivieren, aber letztlich können sie
einen Bewohner nicht daran hindern, alleine herauszugehen. Das verstehen auch
viele Menschen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft nicht. Oft rufen sie dann
aufgebracht hier an und „melden“, dass sich ein Bewohner draußen frei bewegt. Das
ist gut gemeint, aber wir sind keine geschlossene Einrichtung.
Das heißt, Sie halten die Verschärfung der
Verordnung nicht für sinnvoll?
Remy Reuter: Ich
halte sie schlicht für nicht umsetzbar. Denn strenggenommen, müssen wir den
Bewohner, der das Haus verlassen hat und bei dem wir uns nicht sicher sein
können, ob er den gebotenen Abstand zu anderen Menschen eingehalten hat, 14
Tage in seinem Zimmer unter Quarantäne stellen. Ein demenziell veränderter
Bewohner ist aber kognitiv gar nicht in der Lage, diese Situation einzusehen.
Wie ist denn die Stimmung unter den Pflegemitarbeitern?
Haben Sie Ausfälle?
Remy Reuter: Unser Pflegepersonal arbeitet derzeit sehr professionell und auch sehr gefasst. Man merkt aber natürlich schon, dass sich bei ihnen ein gewisser Druck aufbaut. Sie müssen hier und oft auch zu Hause in der Familie immer gut „funktionieren“. Da wird der ein oder andere auch mal kurz angebunden oder dünnhäutig. Aber wir haben tendenziell geringere Ausfälle als sonst zu dieser üblichen Erkältungszeit. Wir sind sogar eigentlich ganz gut aufgestellt, weil fünf Auszubildende derzeit nicht die Schule besuchen und alle bei uns im Praxiseinsatz sind. Darüber hinaus haben viele Mitarbeiter, die gerade Urlaub haben, aber nicht verreisen dürfen, angeboten, bei Bedarf zur Arbeit zu kommen.
Haben Sie genügend Schutzmaterial, um die Mitarbeiter
auszustatten?
Remy Reuter: Alle
unsere Mitarbeiter in der Pflege tragen Mundschutzmasken der Klasse FFP 1. Wir
leben aber zurzeit von der Hand in den Mund. Es ist sehr schwierig, sich mit der
notwendigen Schutzausrüstung zu versorgen. Zwar helfen wir uns auch unter den
Pflegeheimen aus und versuchen über Direktbestellungen an Ware zu kommen, aber
die Verknappungssituation ist schon sehr ungewohnt. Glücklicherweise haben wir
nun seit 6 Wochen die erste Lieferung an Desinfektionsmitteln erhalten.
Wünschen Sie sich mehr Unterstützung von
der Politik?
Remy Reuter: Vor
einiger Zeit hieß es, das Land hätte Schutzausrüstung besorgt, wovon ein Teil
über die Kreise und Kommunen auch an die Pflegeeinrichtungen verteilt werden
sollte. Davon ist bisher nichts angekommen. Wir könnten es gut gebrauchen.
Gerade diskutieren Politiker und Fachleute,
wann die Kontaktsperre wieder aufgehoben werden soll. Wie sehen Sie die
Diskussion?
Remy Reuter: Ich
halte nichts von einer frühen Aufhebung des Kontaktverbots. Es heißt zwar
immer, dass in diesem Fall die gefährdeten Menschen besonders geschützt werden
sollen, aber wie soll das gehen? Unsere Mitarbeiter, die zum Teil öffentliche
Verkehrsmittel benutzen, sind dann in Kontakt mit viel mehr Menschen und evtl.
mit Corona-Infizierten. Je eher die Maßnahmen aufgehoben werden, desto eher
werden Mitarbeiter das Virus in unsere Einrichtung bringen. Es ist
wahrscheinlich jetzt schon nur noch eine Frage der Zeit.
Sind Sie auf einen Virus-Ausbruch im
Gerricusstift vorbereitet?
Remy Reuter: Ja,
soweit das möglich ist. Wir haben verschiedene Szenarien durchgespielt. Im
Falle eines Ausbruchs werden aber nicht nur wir die dann erforderlichen
Entscheidungen treffen, sondern das Gesundheitsamt und die WTG-Behörde, also die
ehemalige Heimaufsicht. Wir werden aber selbstverständlich alles für eine
schnelle Umsetzung der Vorgaben tun.
Sämtliche Veranstaltungen wurden
gestrichen, die hausinterne Caféteria ist geschlossen, selbst der Besuch des
Gottesdienstes in der gegenüberliegenden Basilika St. Margareta fällt derzeit
weg. Wie werden ihre Bewohner das Osterfest feiern?
Remy Reuter: Unsere
Mitarbeiter vom Sozialen Dienst haben sich für das Osterwochenende verschiedene
Aktionen überlegt. So wird beispielsweise am Ostermontag auf jedem Wohnbereich
eine Andacht angeboten. Schließlich ist Ostern eines der höchsten christliche
Feste. Auch unser Hauswirtschaftsteam bereitet gerade eine kleine
Osterüberraschung für jeden Bewohner vor. Die Angehörigen schicken ohnehin
schon fleißig „Care-Pakete“. Außerdem steht natürlich auch an Ostern der von
der Bürgerstiftung Gerricus vor drei Jahren angelegte Sinnesgarten zur
Verfügung. Was jetzt schon gut genutzt wird, und sicher an Ostern noch
intensiver, ist das kleine Schwätzchen vom Balkon in den Hof oder vom
Sinnesgarten durch den Zaun zum angrenzenden Weg. Für die Zeit nach Ostern gibt
es übrigens auch schon Pläne. Ende April werden verschiedene Musiker an zwei
Tagen vor den Balkonen des Gerricusstifts ein kleines Konzert geben.
Das
Interview (per Telefon) führte Angelika Fröhling.
Auszug aus einem Brief vom 14. März von Oliver Boss, leitender Pfarrer der kath. Kirchengemeinde St. Margareta, dem Träger des Gerricusstifts:
Liebe Gemeindemitglieder,
aufgrund der sich zuspitzenden Lage um das Corona-Virus gelten ab sofort folgende Maßnahmen für den Bereich der Pfarrgemeinde St. Margareta:
Bis einschließlich Sonntag, 19. April 2020, entfallen sämtliche Veranstaltungen in den Räumlichkeiten der Kirchengemeinde. Alle Pfarrheime und sonstigen Räume der Gemeinde bleiben geschlossen. (…)
In unserer großen und aktiven Pfarrei ist es nur schwer möglich, lückenlos alle Veranstaltungen aufzuzählen, die in den kommenden Wochen ausfallen werden. Deshalb gilt die Faustregel, dass jede Veranstaltung, die in einem kirchlichen Gebäude geplant ist, nicht stattfindet. (…)
Besonders betroffen vom Corona-Virus ist die ältere Generation. Deshalb bitten wir Sie, Besuche im Gerricusstift, soweit es Ihnen und Ihren Angehörigen möglich ist, auf ein notwendiges Maß zu beschränken. Die Cafeteria im Gerricusstift bleibt ebenfalls geschlossen.
Als Christen leben wir aus dem festen Vertrauen, dass Gottes Kraft alle unsere menschlichen Wege mitgeht – auch die Wege durch diese aktuelle Krise.
Im Gebet mit Ihnen verbunden, grüßt Sie herzlich mit meinen besten Wünschen für Ihre Gesundheit
Ihr Pastor Oliver Boss
Aktuelle Informationen finden Sie auf der Webseite der Kirchengemeinde unter www.st-margareta.de
Als eine Vorsichtsmaßnahme wurde bereits der Besuch von Gabi Weiherhorst und ihrer mobilen Tierfarm am 12. März abgesagt.
Die knapp 30 versammelten Gerricusstift-Bewohner freuen sich sehr über den Besuch von Elke Bonn, Leiterin der gegenüberliegenden Kita St. Margareta. Denn sie hat an diesem Tag nicht nur eine Mitarbeiterin und ein paar Kinder, sondern auch ihren Therapiehund Balu mitgebracht. Balu beherrscht viele Kunststücke – immer auf der Suche nach kleinen Belohnungsleckerchen. So kann der Mischling aus einem Schäferhund und einem Beauceron mühelos einen Ball durch den Raum rollen, aus dem die Leckerchen nur purzeln, wenn er ihn bewegt. Danach läuft er bereitwillig einen kleinen Zeltstoff-Tunnel – denn er weiß, dass auch hier am Ausgang eine leckere Belohnung auf ihn wartet.
Edith Szweczuk ist nach dem Besuch von Balu und Kindern der Kita St. Margareta ganz begeistert: „Das war wirklich ganz reizend heute.“ Für sie, die früher selbst Hunde hatte, war der Anblick von Balu „wie nach Hause kommen“. Sie sei immer sehr tierlieb gewesen und habe es bereits als kleines Kind genossen, Pferde und Hunde zu streicheln.
Am Nachmittag des 11. März bestand im Rahmen der Tierwoche – anders als im Programm angegeben – die Möglichkeit, in der Gruppe Tiere zu zeichnen. Dabei konnten – mussten aber natürlich nicht – Vorlagen benutzt werden. Das Malangebot war ein Ersatz für den für Donnerstag geplanten Vortrags-Nachmittag mit Tierquiz, der aufgrund von Krankheit leider nicht stattfinden kann.
In der „Tierwoche“ gab es am Mittwochnachmittag das Angebot, sich künstlerisch zu betätigen. Die Bewohnerinnen und Bewohner konnten Tiere ihrer Wahl malen, in kräftigen oder dezenten Farben, wilde Tiere oder Haustiere. Hier sehen Sie einige der Werke, die an diesem Nachmittag entstanden sind:
10.03.2020 Eulen, Mäuse und Hunde sorgen für gute Laune
Zum Auftakt der „Tierwoche“ im Gerricusstift kam die „Fahrende Falknerin“, Sabine Ehmanns-Kramp, aus Gladbeck ins Gerricusstift. Dabei brachte sie nicht nur einen Buntfalken, sondern gleich einen kleinen Tierpark mit: Uhu Fritz, Schleiereule Charlotte, einen Raben, Wüstenbussard Lutz, die Hunde Danny und Grete, zwei Mäuse und die beiden Frettchen Paul und Pauline.
Da das Wetter an diesem Tag leider nicht mitspielte, fand die Tiervorführung im Clubraum und nicht draußen statt. Doch auch so wurde es eine sehr beeindruckende und lehrreiche Vorführung. Mehr als 30 Bewohnerinnen und Bewohner hatten sich versammelt, um die Tiere aus nächster Nähe beobachten zu können. Einige mutige Bewohner wie Helmut Palm und Elisabeth Graf trauten sich sogar, die Schleiereule Charlotte und eine der beiden winzigen Mäuse auf bzw. in die Hand zu nehmen. Absolut lautlos flog die Eule auf die mit einem Handschuh geschützte Hand.
Die kleine Maus ließ sich ganz geduldig streicheln.
Erzählungen von ihren Tieren sowie Details über ihre Fress- und Jagdgewohnheiten sprudelten nur so aus Sabine Ehmanns-Kramp heraus. Während die Vögel nicht berührt werden wollten, ließen sich Mäuse und Frettchen Paul geduldig streicheln. Letzterer wurde allerdings mit einer süßen Paste zum Lutschen „bestochen“ und hielt deshalb so schön still. Auch Frettchen Paula erhielt eine Belohnung in Form eines toten Kükens.
Neben den Mäusen kamen insbesondere die beiden Hunde gut bei den Bewohnern an und sorgten für gute Laune. Lange hatten die Dackelmischlingsdame Grete und der Großpudelrüde Danny im Auto der „Fahrenden Falknerin“ ausharren müssen, bis sie sich endlich im Clubraum von den Bewohnern kraulen und mit Leckerlis versorgen lassen durften.
2017 war „Gabis Mobile Tierfarm“ aus Essen schon einmal zu Besuch im Gerricusstift. Esel Jonathan war auch mit dabei.
Das Pflege- und Altenheim Gerricusstift in Düsseldorf-Gerresheim erfreut regelmäßig seine Bewohnerinnen und Bewohner mit dem Besuch von Tieren. Vom 9. bis 13. März stehen Tiere sogar eine ganze Woche lang im Mittelpunkt.
Irene Hoppe vom Sozialen Dienst des Pflege- und Altenheims ist von deren positiven Wirkung überzeugt: „Tiere sind ein guter Auslöser für positive Emotionen.“ Gerne streichelten die Bewohnerinnen und Bewohner zum Beispiel Hunde oder Kaninchen. „Außerdem unterhalten sie sich in Anwesenheit von Tieren deutlich mehr mit ihren Mitbewohnern und Mitbewohnerinnen“, ergänzt Irene Hoppe. Dies sei gerade für Menschen mit Demenz sehr anregend.
Am 10. März kommt die „Fahrende Falknerin“ Sabine Ehmanns-Kramp aus Gladbeck ins Gerricusstift und bringt neben fünf Vögeln, darunter ein Falke, ein Uhu und ein Rabe, noch zwei Hunde, zwei Mäuse und ein Frettchen mit. Dabei beherrscht sie nicht nur das Handwerk einer Tiertrainerin, sondern kann sich als ausgebildete Altenpflegerin und Tiertherapeutin besonders gut in ältere Menschen hineinversetzen. Bei gutem Wetter findet die Tiervorführung draußen statt. Bei schlechtem Wetter wird der tierische Besuch in der Caféteria im Erdgeschoss empfangen.
Hier das gesamte Programm der Tierwoche im Gerricusstift:
09.03.-15.03.:Stellwände im Foyer des Pflege- und Altenheims informieren mit Fotos und Texten über heimische und exotische Tiere.
10.03., 10.00 Uhr: Besuch der „Fahrenden Falknerin“ mit zehn Tieren
11.03., 10.00 Uhr: Besuch von Elke Bonn, Leiterin der Kita St. Margareta, mit ihrem Therapiehund und Kita-Kindern
11.03., 15.00 Uhr: Filmnachmittag – gezeigt wird die Dokumentation „Bolivien – Naturparadies zwischen Kordilleren und Regenwald“ aus der Reihe „Faszination Wildnis“
12.03., 10.00 Uhr: Gabi Weiherhorst von„Gabis mobiler Tierfarm“ aus Essen ist mit einem ganzen Streichelzoo bestehend aus Zwergpony, Esel, Wüstenrennmäusen, Kaninchen und Frettchen zu Gast
12.03., 15.15 Uhr: Nachmittagsangebot von Katharina Beckord vom Sozialen Dienst des Gerricusstifts über exotische Tiere, u.a. lädt ein Tierquiz zum Mitmachen ein
13.03., 10.00 Uhr: Der hauseigene Literaturkreis unter Leitung von Irene Hoppe beschäftigt sich mit Geschichten rund um das Thema Hund
Gabi Weiherhorst bei ihrem Besuch im März 2017 mit einer ihrer zutraulichen Wüstenrennmäuse, die sich auch streicheln lässt.
„Meine
Mutter hatte große Angst, allein zu sterben, deshalb wollte ich gerne, dass so
oft es ging, jemand bei ihr ist“, erzählt Gabriele Ritter. Als ihr eine Mitarbeiterin
des Pflege- und Altenheims Gerricusstift, in dem die hochbetagte Mutter lebt,
den Tipp gibt, bei einem Hospizdienst anzufragen, ist das für Gabriele Ritter
neu: „Ich dachte, Sterbebegleiter kommen nur nach Hause und nicht in ein
Pflegeheim.“
Sterbebegleiterin Dagmar Bedei im Gespräch mit Gabriele Ritter (r.)
Auf
Vermittlung der Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim e.V. (ÖHG), bietet kurz darauf
Dagmar Bedei, eine von derzeit 31 Ehrenamtlichen der ÖHG, ihre Unterstützung
an. Von da an besucht sie die bettlägerige und manchmal kaum noch ansprechbare
Mutter regelmäßig. Für Gabriele Ritter ist der ehrenamtliche Einsatz eine
enorme Erleichterung: „Das hat meiner Mutter sehr geholfen, weil sie trotz
allen Leidens am Leben hing, und es hat auch mir sehr geholfen.“ Während der 18-monatigen
Begleitungszeit tauscht sich die 66-jährige Tochter der schwer kranken
Gerricusstift-Bewohnerin oft mit Dagmar Bedei aus und ändert durch ihr Vorbild
auch ihr eigenes Verhalten. Anstatt wie zuvor meist geschäftig das Zimmer ihrer
Mutter aufzuräumen und dabei mit ihr zu sprechen, setzt sich Gabriele Ritter nun
immer öfter an das Bett ihrer Mutter und hält ihre Hand.
Ich hätte mir damals gewünscht, solch eine Hilfe zu bekommen
„Es
ist bereichernd, wenn man helfen kann“, beschreibt Dagmar Bedei ihre
Motivation, sich in ihrer Freizeit als Sterbebegleiterin für andere Menschen
einzusetzen. „Und man bekommt von allen Beteiligten etwas wieder“, ergänzt die
60-jährige Gerresheimerin, die sich während einer Begleitung oft „zur Familie
gehörend“ fühlt. Zwei schwere Schicksalschläge sind es, die sie 2016 zur
Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim führen: Drei Jahre zuvor starben ihr Mann
und ihre Mutter. „Ich hätte mir damals gewünscht, solche Hilfe zu bekommen“, so
Dagmar Bedei.
„Die
meisten Angehörigen sind sehr froh, wenn sie dank unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter
etwas Zeit für sich geschenkt bekommen, um einen Spaziergang zu machen oder sich
mit Freunden treffen zu können“, weiß Elisabeth Siemer, Hospizkoordinatorin der
Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim. Sie spricht lieber von „Lebensbegleiter“
als von „Sterbebegleiter“, denn die von ihnen betreuten Menschen „haben ja ein
Leben vor dem Tod“.
Helga Wehrmann, Dagmar Bedei, Remy Reuter, Elisabeth Siemer und Gabriele Ritter (v.l.) treffen sich zum Gespräch in der Gerricusstift-Caféteria.
Helga
Wehrmann hat vor zwanzig Jahren bei der ÖHG angefangen. „Der Pfarrer der
evangelischen Kirche Gerresheim fragte mich damals, ob das nicht etwas für mich
sei“, erzählt die fröhliche 77-Jährige und bestätigt voller Überzeugung: „Und
es war auch etwas für mich.“ Wegen einer neuen beruflichen Tätigkeit setzte sie
zwar zwischendurch einige Zeit aus, aber seit zwölf Jahren ist sie durchgehend mit
viel Herzblut bei der Sache: „Ich möchte gerne Menschen auf ihrem letzten Weg
begleiten und Gutes tun.“ Oft geht sie im Pflege- und Altenheim Gerricusstift
ein und aus. Deren Bewohner kennen sie und ihre lockere Art inzwischen so gut,
dass sie Helga Wehrmann im vergangenen Jahr sogar in den Bewohnerinnen- und
Bewohnerbeirat wählten. „Das Haus ist mir ein kleines Stück Heimat geworden“,
sagt Wehrmann.
Jeder Wohnbereich hat eigenen Koffer
Nicole
Vetten vom Sozialen Dienst des Gerricusstifts ist sehr dankbar für die
Unterstützung durch die Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim, die stets mit
sechs bis acht Ehrenamtlern in dem Pflegeheim vertreten ist. Auch sie und ihre
Kolleginnen vom Sozialen Dienst begleiten sterbende Bewohnerinnen und Bewohner
– dafür steht zum Beispiel jedem Wohnbereich ein eigener Koffer gefüllt mit
Kerzen, CDs, Duftöl, Blütenblätter, Gebeten und einem Kreuz zur Verfügung. Doch
seien die zeitlichen Ressourcen einfach begrenzt, so Vetten. Gerade wenn es um
längere Begleitungen gehe, sei es gut, wenn zusätzlich eine außenstehende
Person für den Bewohner oder die Bewohnerin und deren Angehörige da sei.
Besonders
verständnisvoll kann Helga Wehrmann mit Menschen mit Demenz umgehen. „Ich
glaube, ich kann einfach gut in deren Welt einsteigen.“ Bei einer Fortbildung
habe sie viel über den Umgang mit demenziell veränderten Menschen gelernt.
Überhaupt sind ihr die regelmäßigen Fortbildungen, die Supervision und die
monatlichen Treffen in der Gruppe wichtig. Vor sechs Jahren starb Helga
Wehrmanns Sohn und sie ist überzeugt, dass sie diese schlimme Zeit dank ihrer Ausbildung
zur Lebensbegleiterin besser durchgestanden hat.
Pommes, Bier und Schwanensee
Und
wie gelingt es ihr, den Tod der von ihr begleiteten Menschen nicht so nah an
sich ranzulassen? Sie sei schon oft traurig, gibt Helga Wehrmann zu. Insbesondere,
wenn Menschen ganz plötzlich versterben. Doch zum einen werde sie in der
Ökumenischen Hospizgruppe professionell aufgefangen und zum anderen sei es auch
oft gut, dass der Betroffene es endlich geschafft habe. Dabei betont Helga
Wehrmann, dass es immer wieder auch sehr schöne und sogar lustige Momente gebe.
Einmal begleitete sie eine ältere Dame, die keine Nahrung mehr zu sich nehmen
wollte. Doch eines Abends bat sie Helga Wehrmann, eine Tüte Pommes frites und
eine Flasche Bier zu besorgen. „Und dann hat sie genussvoll ein paar Pommes gepickt
und kleine Schlucke Bier getrunken und mich immer wieder aufgefordert, dies mit
ihr gemeinsam zu tun“, erzählt Helga Wehrmann. Außerdem erinnert sich Wehrmann noch
gut an eine andere Dame, die sie mehrmals ins Museum begleitete und die ihr
viel über Blumen und Pflanzen erzählte. „Das hat richtig Spaß mit ihr gemacht“,
sagt Helga Wehrmann.
Dagmar
Bedei ist eine 100-jährige Ballerina besonders in Erinnerung geblieben. Sie
zeigte eigentlich keinerlei Regung mehr, doch als Bedei ihr die Musik von Tschaikowskis
„Schwanensee“ vorspielte, lächelte sie plötzlich und bewegte sich.
Durchschnittlich acht bis zehn Wochen begleitet ein Ehrenamtler der Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim einen sterbenden Menschen. Bei Helga Wehrmann waren es auch mal sieben Jahre, da sich die betroffene Frau erfreulicherweise „wieder aufgerappelt“ habe. So individuell wie jede einzelne Begleitung ist – manche mögen es, wenn die Lebensbegleiter ihnen vorlesen, mit ihnen singen oder beten und ihre Sorgen und Ängste teilen – so individuell ist auch der zeitliche Einsatz, den die Ehrenamtlichen leisten. In der Regel sind es ein bis zwei Stunden ein- bis zweimal die Woche, erklärt Hospizkoordinatorin Elisabeth Siemer. Wenn der Zeitaufwand gegen Ende einer Begleitung mehr werde, würden entweder sie oder ihr Kollege Lars Gundtoft oder auch zwei Ehrenamtliche gleichzeitig eingesetzt. So war es beispielsweise bei Gabriele Ritters 95-jähriger Mutter, die kurz vor ihrem Tod im vergangenen Dezember von Dagmar Bedei und Helga Wehrmann im Wechsel betreut wurde.
„Wir achten darauf, dass niemand
überfordert wird“, sagt Elisabeth Siemer. Selbst ein „Ausstieg“ sei jederzeit
möglich. Und sie guckt darauf, dass jeder Ehrenamtler nach einem Einsatz eine
Pause einlegt, um wieder offen für neue Menschen zu werden. Denn eines ist der
Hospizkoordinatorin wichtig: „Die Arbeit als Lebensbegleiter ist ein Ehrenamt –
und das soll auch Freude machen.“
Qualifizierungskurs für Ehrenamtliche Die Ökumenische Hospizgruppe Gerresheim e.V. bietet in Kooperation mit dem ambulanten Hospizdienst am Evangelischen Krankenhaus (EVK) von März bis Juni 2020 einen neuen Qualifizierungskurs für Ehrenamtliche an. Gefragt sind Menschen, die ein offenes Ohr und Interesse an ihrem Gegenüber haben sowie ihre Handlungen und Einstellungen reflektieren können.
Die Ausflugsgruppe hat Glück: Gerade beginnt die Fütterung der Haie…
An der Riesen-Muräne scheiden sich die Geister. Während Katharina Beckord, Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes des Gerricusstifts, den großen schlangenartigen Raubfisch, der sich gerade durch das tropische Wasserbecken des Aquazoos windet, als „fies und gefährlich“ bezeichnet, findet Schülerpraktikantin Elena ten Voorde die Muräne „sehr cool“ – eben weil sie spitze Zähne hat und aus dem Hinterhalt heraus jagd.
Uwe Bauersachs hat den Aquazoo zuletzt als Kind besucht. Katharina Beckord ist von vielen Tieren fasziniert, doch die Muräne findet sie „fies und gefährlich“.
Fünf Bewohnerinnen und ein Bewohner des
Gerricusstifts sowie drei Begleiterinnen fuhren gestern mit einem speziellen
Rollstuhl-Bus zum Düsseldorfer Löbbecke Museum – besser bekannt als Aquazoo –
und bestaunten exotische und einheimische Fische, Quallen und Amphibien. Und
sie haben Glück: Als sie vor dem großen Tropen-Wasserbecken stehen, um Rochen
und Schwarzspitzen-Haie zu beobachten, beginnt gerade die Fütterung. Fasziniert
verfolgen Bewohner und Betreuer, wie die beiden Haie sich die kleinen Fische aus
dem Kescher einverleiben.
In den vielen Aquarien und Terrarien gab es exotische und einheimische Fische, Quallen und Amphibien zu bestaunen.
Uwe Bauersachs, gebürtiger Düsseldorfer, besuchte
den Aquazoo zuletzt als Kind und erinnert sich nur noch daran, dass es schon
damals Wasserschildkröten gab. „Das sind sehr faszinierende Tiere, weil sie sehr
alt werden können“, ist Bauersachs überzeugt. Das Lieblingstier von Gisela Dudziak
ist eindeutig eine Katze: „Wir hatten zu Hause in all den Jahren sechs Katzen“,
erzählt die 83-Jährige. Im Aquazoo ist sie besonders begeistert von den
munteren Pinguinen. „Die sieht man ja sonst nicht so oft“, sagt Dudziak. Das
findet auch Uwe Bauersachs: Tiere, die man sonst nur im Fernsehen sehe, könne
man hier „im Original“ beobachten.
Nach dem gut einstündigen Rundgang, vorbei an vielen Aquarien und Terrarien und nach einem kurzen Abstecher in die Halle mit den Krokodilen und dem tropischen Regenwald, fasst die 79-jährige Irmgard Pullmann den Ausflug so zusammen: „Das war ein sehr vielseitiges Erlebnis hier.“ Es war ihr erster Besuch im Aquazoo und sie würde den Ausflug „gerne wiederholen“.
Am Skelett von einem Pottwal begann der rund einstündige Rundgang durch die Ausstellung.